255 Jahre Kirche in Dudenhofen:
Mit Bauklötzen, Bläserklang und einem Bogen aus Glaube, Hoffnung und Liebe
kf
11.06.2025
kf
Artikel:
Download PDF
Drucken
Teilen
Schon der Auftakt hatte Symbolkraft: Der Kirchenvorstand zog gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Dudenhofener Jubiläumsvereine und ihren Fahnen ein – ein sichtbares Zeichen für das Miteinander von Kirche und Ort. Musikalisch umrahmten der Posaunenchor Dudenhofen-Seligenstadt unter Leitung von Dekanatskantorin Dorothea Baumann und der Chor Cantus Novus den Gottesdienst.
Predigt im Dialog: Wo wohnt Gott heute?
Im Mittelpunkt stand eine dialogische Predigt von Pfarrerin Christina Koch und Dekan Steffen Held. Gemeinsam warfen sie die Frage auf, was Kirche heute ausmacht – und wo Gott eigentlich wohnt. Ausgehend von König Salomos Tempelbau im Alten Testament, von dem das 1. Buch der Könige erzählt, erinnerten sie an das Pfingstereignis: Damals hatten sich Jesu Jünger ängstlich zurückgezogen, bis der Heilige Geist kam – nicht leise, sondern als Wind und Feuer. „Pfingsten ist eigentlich eine Anti‑Bau‑Geschichte“, so Held. Gottes Geist drängt nicht in Häuser, sondern hinaus in die Welt. Und doch brauche es Räume wie die Kirche in Dudenhofen – nicht um Gott festzuhalten, sondern um ihm zu begegnen.
Ein Bogen aus Bauklötzen mit Botschaften
Ein starkes Bild prägte das Geschehen: Vor dem Altar hatte der Kirchenvorstand einen großen Bogen aus bunten Bauklötzen errichtet – ein offenes Tor, getragen von dem, was Kirche den Menschen bedeutet: Gebet, Trost, Musik, Erinnerung, Aufbruch, Gemeinschaft. Die Predigt griff dieses Symbol auf: Die Gemeinde als ein offenes Haus aus „lebendigen Steinen“, wie es im 1. Petrusbrief heißt – getragen von Glaube, Hoffnung und Liebe. Diese drei seien die Balken, die verbinden, tragen und den Blick nach vorn richten.
Kirche gestalten: Spenden für die Zukunft
Neben dem Blick auf 255 Jahre Kirchengeschichte ging es auch um den Blick in die Zukunft. Die Evangelische Kirchengemeinde nutzt das Jubiläumsjahr, um eine umfassende Innenrenovierung des Gotteshauses anzugehen – mitfinanziert über eine Spendenaktion, die noch läuft. Um Unterstützerinnen und Unterstützern zu danken, bemalt Pfarrerin Koch persönlich kleine Kieselsteine mit einem Bild der Kirche – jeder ein Unikat. Das Geld wird unter anderem für eine neue Induktionsanlage, die Restaurierung der Schallklappen, Arbeiten an Decken- und Holzelementen sowie für energetische Verbesserungen eingesetzt. „Unsere Kirche ist schön – aber sie muss auch zukunftsfähig bleiben“, sagte Koch im Vorfeld. Die Aktion verbindet Kreativität mit Beteiligung – und zeigt, wie aus vielen kleinen Gaben etwas Gemeinsames entstehen kann.
Empfang mit Stimmen aus der Region
Nach dem Gottesdienst lud die Gemeinde zum Empfang ins benachbarte Gemeindehaus ein. Dort wurde nicht nur angestoßen und erzählt, sondern auch zugehört. In kurzen Grußworten betonten Landtagsvizepräsident Frank Lortz, Landrat Oliver Quilling, Bürgermeister Max Breidenbach und IGEMO-Vorsitzender Karl-Heinz Kühnle die Rolle der Kirche als Ort des Dialogs und der Gemeinschaft im Stadtteil. Auch hier zeigte sich: Das Jubiläum ist kein Rückblick allein – sondern auch ein Zeichen von Verbindung und Vertrauen.
Miteinander feiern – mit Vereinen, Partnerschaften und Politik
Dass Dudenhofen dieses Jubiläum nicht allein begeht, wurde an vielen Stellen sichtbar. Auch andere Institutionen im Ort feiern in diesem Jahr: Der Gesangverein Germania (130 Jahre), der Musikverein Dudenhofen (115 Jahre), der AGV Volkschor (100 Jahre) sowie der Partnerschaftsverein Dudenhofen-Nieuwpoort (50 Jahre). Das Motto „Wir feiern nicht allein“ ist damit nicht nur ein Satz – sondern gelebte Realität.
Zum musikalischen Abschluss wurde es noch einmal ganz lokal: Pfarrerin Christina Koch und Willi Dubberstein, aus dessen Feder der Liedtext stammt, begleiteten das Dudenhofener Heimatlied „Die alte Kersch in Dudehofe“ auf zwei Gitarren. Keine zufällige Zugabe, sondern ein liebevoll gesetzter Schlusspunkt – mit Augenzwinkern und viel Herz. 255 Jahre – das ist keine glatte Zahl. Aber eine, die klingt. Und eine, die zeigt: Kirche ist kein Denkmal. Sie lebt – getragen von vielen Händen, vielen Stimmen und vielen Hoffnungen.
Diese Seite:Download PDFTeilenDrucken